Mühlenbuch


Als Bewahrer des Augenblicks hat Prof. Gerhard Trumler, vielfach ausgezeichneter österreichischer Weltklasse-Fotograf, in seinen unzähligen Werken das Vergängliche für die Nachwelt konserviert. Der 2007 mit der Goldmedaille der Österreichischen Photographischen Gesellschaft ausgezeichnete „Unruheständler“ hat sich auch intensiv mit der bayerischen Mühlenlandschaft befasst. Trumler fragte mich, ob ich ihm nicht einige Mühlenstandorte nennen könnte, und Texte zu den wichtigsten Themenfeldern rund um Mühlen, Mehl und Müller beisteuern wollte. Gleichzeitig galt es, einen renommierten bayerischen Verleger zu finden und Menschen, die das Buch unterstützen. Wir wählten den Weg über ein Sponsoring und Subskriptionsverfahren, was unter meiner Leitung durchgeführt wurde. So entstand mit Trumler als Fotograf und Herausgeber das Werk „Alte Mühlen in Bayern“, ein großformatiges und 224 Seiten starkes Buch im Volk-Verlag (München). Es ist in seiner 1. Auflage mittlerweile nahezu ausverkauft, Restexemplare finden Sie derzeit noch bei Amazon.

Trumlers Ziel ist eine Mühlen-Tetralogie: Neben dem gemeinsam erstellten Buch zu den bayerischen Mühlen sind Trumlers Werke zu den Mühlen in Österreich und den Mühlen in Südtirol bereits erschienen.

Die als Ausschnitt dargestellte Momentaufnahme der bayerischen Mühlenlandschaft ist ebenso vielfältig wie wechselhaft. Äußerliches Merkmal für eine traditionelle Mühle ist in den Augen Trumlers das Vorhandensein eines Wasserrades. Objekte in ruinösem Zustand, oder auch moderne Mühlen mit Turbinen- oder Elektroantrieb hätten den Rahmen des Bildteils gesprengt, daher nannte ich eine Auswahl solcher Objekte im Anhang. Dort finden sich über 500 Mühlenstandorte in Bayern, die hauptsächlich über das entscheidende Merkmal „Wasserrad“ verfügen, aber auch solche Mühlen, die als Museen, Produktionsbetriebe oder (ehemalige) Mühlentagsteilnehmer bekannt sind.

Cover des Buches „Alte Mühlen in Bayern“, Trumler/Ehrhardt 2020, Volk-Verlag München.

Brauchbare Verzeichnisse entsprechender Mühlen, die über die bekannten Mühlentagsteilnehmer hinausgehen, gab es zunächst nicht bzw. sind sie nicht allgemein zugänglich. Schnell stieß ich an Grenzen, weil die Nennungen von Standorten in Mühlenbüchern oder auch die Listen, die im Internet abrufbar sind, überwiegend aufgelassene und wüstgefallene Standorte wiedergeben. Es galt also, auch die Suche nach geeigneten Mühlen zu koordinieren.

Im März 2017 entstanden gemeinsam mit einigen Mühlenfreunden und dem Administrator der Datenbank „Milldatabase“ erste Verzeichnisse. Nach Aussendung einer Liste an die Mitglieder des Bayerischen Landesverbandes für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V. wurden die gesammelten Mühlenstandorte gegengeprüft, einige verworfen und weitere benannt. Mit der Mühlenliste im Anhang des Buches dokumentiere ich diese Arbeit in knapper Form und nach Regierungsbezirken gegliedert.

Es folgten viele Fahrten Trumlers zu diesen Mühlen, um sie fotografisch zu dokumentieren. Einige Fahrten unternahmen wir gemeinsam. Die Perspektivlosigkeit an manchem Standort ging uns durchaus nahe, wenn beispielsweise eine Gemeinde keinen Neubau vom Wasserrad duldet, oder ein vielversprechender Standort beim Besuch letztlich doch nichts mehr zum Bewahren und Abbilden aufweisen konnte und aus der Liste gestrichen wurde. Dem stehen jedoch zahlreiche herzliche Empfänge in durchaus gut erhaltenen Objekten gegenüber, aber auch deren Zukunft ist mangels Nutzung oft ungewiss, wenn es sich nicht ohnehin um ein Museum handelt.

Diese Erfahrungen veranlassten mich, eine Firma für die Beratung rund um historische Mühlen zu gründen, auf deren Webseite Sie sich im Moment befinden. Es bleibt zu hoffen, dass die alten Mühlen – auch Ihre – künftig die verdiente Wertschätzung erfahren und auch noch in Zukunft erlebbar bleiben.

Gerhard Trumler (rechts) mit Andreas Ehrhardt vor der Effelter Mühle im Frankenwald (Zustand 2019)